Als der Mensch den Affen begehrte
Kennen Sie den Unterschied zwischen einem Liard und einem Leopon? Der Liard hat einen Löwen zum Vater und eine Leopardin zur Mutter, beim Leopon ist es umgekehrt.
Kennen Sie den Unterschied zwischen einem Liard und einem Leopon? Der Liard hat einen Löwen zum Vater und eine Leopardin zur Mutter, beim Leopon ist es umgekehrt. Doch doch, tierischer Sex funktioniert auch Cross-over, sogar mit Folgen. Der Liger im Zoo ist der lebende Beweis, jener vielbezweifelte Bastard aus Löwe und Tiger - der auch so aussieht: Löwenmine im Tigerpelz.
Der vergangene Monat Mai brachte uns zwei bedeutende Nachrichten zu diesem brisanten Thema. Erst erlegte ein Jäger im wilden Norden Kanadas einen Grizzly, den man genausogut als Eisbär bezeichnen durfte. Eine zwischenartliche Kreuzung, eine Erscheinung, die Zoologen bislang nur aus dem Zoo kannten. Und dann, eine Woche später nur, erregten Genforscher eines renommierten amerikanischen Instituts Aufsehen mit dem Ergebnis ihrer Studie: Menschen und Schimpansen hatten demnach noch lange, nachdem sie sich zu zwei Arten geschieden hatten, Verkehr miteinander. Mit Nachkommen, Bastarde allesamt. Vornehmer: Hybride. Auf jeden Fall unsere Vorfahren. Es war eine Neuigkeit, die durch den Blätterwald rauschte. Menschen und Schimpansen, ungeheuer eigentlich, man stelle sich vor. Aber ist ja auch schon lange her. Ach, wirklich?
Wer sagt, daß so etwas heute nicht mehr funktionieren könnte? Macht die Evolution, macht Darwins "Entstehung der Arten", dies denn unmöglich? Colin Groves, Anthropologe der Nationaluniversität Australiens, meint, daß auch zeitgenössische Menschen und Schimpansen gemeinsam Nachkommen zeugen könnten. Beider Erbgut unterscheidet sich schließlich nur zu 0,6 Prozent. "Obgleich dies wohl ethische Probleme brächte", schränkt Groves allerdings ein. Da stimmt wohl, und so recht vorstellen mag man es sich auch nicht. Ob das Problem gelöst wäre, wenn erst der Leipziger Anthropologe Svante Pääbo seine Forderung durchsetzt, die Schimpansen in die Gattung Homo aufzunehmen?
In der Sowjetunion in den zwanziger Jahren kannte man keine ethischen oder moralischen Bedenken. Sozialistische Allmachtsphantasien sollten von der Evolution nicht begrenzt werden. Wäre eine Schimäre aus Mensch und Affe, so fragte man sich, nicht das passende Arbeitswesen zum Aufbau des Kommunismus? Und so führte dort der Biologe Ilya Ivanovich Ivanov jahrelang Experimente mit menschlichen Spermien und Schimpansenweibchen durch. Als sie alle fehlgeschlagen waren, wollte er es auch noch umgekehrt kombinieren, doch da starb sein letzter Affe, und die Sowjetregierung machte dem Spuk ein Ende.
Immerhin, St. Peter Damian, im 11. Jahrhundert Kardinal von Ostia, berichtet in seinem Büchlein "De bono religiosi status et variorum animatium tropologia" von einem Fall, über den ihn Papst Alexander II. in Kenntnis gesetzt haben soll: Ein gewisser Graf Guleilmus habe eine Äffin als Geliebte gehabt, die stets rasend wurde vor Eifersucht, wenn der Edelmann seiner Frau beiwohnte. Die befremdliche Liaison habe sogar einen Nachkommen hervorgebracht, mit Namen Maimo, wissenschaftlich ausgedrückt wäre dies wohl ein "Humpanse". An anderer Stelle bestätigt ist der Fall des Grafen und seiner Äffin freilich nicht.
Artikel vom Dienstag, 10. Juni 2008 08:17
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