Freitag, 23. März 2012

Affen stehen nur auf Affenmusik

Primaten reagieren auf artspezifische Musikstücke

Affen der in Südamerika lebenden Gattung der Tamarine reagieren auf Musik, die US-Forscher aus Tamarinenlauten komponiert haben. Musik aus menschlichen Kehlen interessiert sie hingegen nicht. Sie zeigen sogar ablehnendes Verhalten, wenn sie mit entsprechendem Sound beschallt werden, fanden Charles Snowdon von der Universität von Wisconsin in Madison und der Musiker David Teie von der Universität von Maryland in College Park heraus. Ähnlich wie Menschen auf menschliche Musik reagierten die Tiere in den Experimenten unterschiedlich auf verschiedene Genres der aus Affenlauten komponierten Musik. Dies könnte Konsequenzen für die Tierhaltung haben, bei der oft Musik zur Unterhaltung eingesetzt wird.

Bildquelle: http://cache2.allpostersimages.com/p/LRG/22/2250/82ZZD00Z/poster/steez-affe-mit-kopfhoerern.jpg

Die Wissenschaftler sind der Frage nachgegangen, ob auch Primaten Musik erkennen, wenn sie ihnen vorgespielt wird. So könnte irgendwann geklärt werden, wie sich die Vorliebe für harmonische Tonabfolgen beim Menschen entwickelt hat. Dafür komponierten die Forscher verschiedene Musikstücke aus Tamarinengeräuschen. Es entstanden Stücke aus Lauten, die die Gruppenzugehörigkeit anzeigen, sowie eine Art Primaten-Heavy-Metal aus Angst- und Drohgeräuschen. Die Lieder dauerten jeweils 30 Sekunden, während derer die Forscher zunächst noch keine speziellen Verhaltensweisen registrierten. Sobald sie jedoch fertig abgespielt waren, begannen die Tamarine, sich genau dem Musikstück entsprechend zu verhalten.

Basierten die Lieder auf Warnschreien oder angstanzeigenden Lauten, konnten die Tiere in Folge schwer stillsitzen und bewegten sich deutlich mehr als normal. Sie zeigten zudem Verhaltensmuster, die mit Angst verbunden werden, während sie sich nach der Primatenmusik aus Gruppenzugehörigkeitslauten ruhiger zeigten und nicht so sehr Zuflucht bei ihren Artgenossen suchten, sondern sich in aller Ruhe der Futtersuche widmeten. Die Reaktion auf menschliche Musik war weniger eindeutig. Entgegen der Erwartungen zeigten die Primaten keine erhöhte Aktivität nach menschlichen Warn- und Angstlauten, wohl aber weniger ängstliches Verhalten nach ruhiger, beschwichtigender Menschenmusik.

Musik ist laut den Forschern also ein artspezifisches Phänomen. Genauso wenig wie sich Walkühe von den Balzgesängen von Vogelmännchen anlocken lassen, reagieren Primaten, wenn sie menschliche Musik hören. Die Forscher schließen aus den Experimenten, dass die Rufe von Tieren nicht nur Informationen über den Sender vermitteln, sondern auch das Verhalten seiner Zuhörer manipulieren. Diese passen ihren Gefühlszustand dann dem des Erzeugers an. Die Beschallung von Zoo- oder Versuchstieren mit menschlicher Musik habe also möglicherweise nicht den gewünschten Effekt und müsse vielleicht durch artspezifische Musik ersetzt werden, erklären die Wissenschaftler.


Charles Snowdon (Universität von Wisconsin, Madison) und David Teie (Universität von Maryland, College Park):Biology Letters (doi: 10.1098/rsbl.2009.0593)

ddp/wissenschaft.de – Martina Bisculm

Quelle: http://www.wissenschaft.de/wissenschaft/news/306803.html

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