Artikel vom 02.05.2007
Menschen suchen seit jeher nach Wegen, um das Leben zu Verlängern. US-Forschern ist nun ein Durchbruch gelungen: Bei Experimenten mit Würmern haben sie ein Gen aufgespürt, das eine zentrale Rolle für die Dauer des Lebens spielt. Ähnliche Gene gibt es auch beim Menschen.
Das Geheimnis für ein langes Leben könnte letztlich in einem noch wenig bekannten Gen namens PHA-4 sitzen, das angeblich auch die Lebensqualität insgesamt heben soll. Zu diesem Schluss kamen US-Forscher des Salk-Instituts in San Diego bei Versuchen mit Würmern. Ihre Studienergebnisse wurden vorab in der Wissenschaftszeitschrift „Nature“ veröffentlicht.
Molekular-Biologen, welche die Studie beurteilten, werteten die Ergebnisse laut „Nature“ als „Durchbruch“, der die Ausrichtung der genetischen Altersforschung verändern könne. Allerdings warnten sie davor, die Ergebnisse direkt auf den Menschen zu übertragen, dessen Organismus weitaus komplizierter als der des Wurms ist. Wissenschaftler sind seit ungefähr einem Jahrzehnt der Ansicht, dass einzelne Gene den Altersprozess maßgeblich beeinflussen können. Früher wurde dieser als unkontrollierbarer Verfallsprozess betrachtet.
„Es gibt zwei Hauptwege, um das Leben zu verlängern“, erläuterte der Biologe Hugo Aguilaniu, einer der Autoren der Studie. Einer sei, auf Zell-Ebene die Empfänglichkeit für Insulin zu verringern. „Das ist bereits gut bekannt. Es wurden genetisch veränderte Mäuse gezüchtet, die doppelt so lang leben.“ Dabei gebe es aber unwillkommene Nebenwirkungen, darunter ein gehemmtes Wachstum der Tiere und Probleme bei der Vermehrung.
Der zweite Weg sei die Einschränkung der Nahrungsaufnahme. „Wenn Sie einem Tier nur noch 70 Prozent seines normalen Futters geben, lebt es 20 bis 30 Prozent länger“, sagte Aguilaniu. Beim Menschen sei dadurch eine Lebensverlängerung um 15 bis 20 Jahre möglich. Bisher sei aber nicht bekannt gewesen, wie dieser Prozess funktioniert. Bei ihren Tests schleusten Aguilaniu und seine Kollegen deshalb mit speziellem Gen-Material veränderte Bakterien in die Würmer ein, die bei diesen das Gen PHA-4 ausschalteten. Wie erwartet lebten die Würmer dann nicht mehr länger, wenn sie ein reduziertes Nahrungsangebot bekamen.
Dies bewies aber noch nicht, dass PHA-4 auch ohne Nahrungsveränderung die Lebensspanne verlängern kann. In einem weiteren Test sorgten die Forscher deshalb dafür, dass das Gen stärker aktiv wurde als normalerweise. „Die Tiere lebten 20 bis 30 Prozent länger“, auch wenn sie normal aßen, sagte der Forscher. Wurde dies mit einer eingeschränkten Nahrungsaufnahme kombiniert, stieg die Lebenserwartung demnach noch weiter. „Interessant ist aber auch, dass Tiere mit Futterbeschränkung dynamischer sind“, sagte Aguilaniu weiter. Insgesamt ergebe sich eine dann längere Spanne, in der die Tiere bis ins Alter gesund blieben. Damit steige auch die Lebensqualität.
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Für den Menschen sei die Arbeit bisher rein theoretischer Natur, betonte Aguilaniu. Die beim Wurm eingesetzten Techniken seien nicht übertragbar. „Aber alle Studien zeigen, dass Nahrungsbeschränkung auf dieselbe Weise bei Würmern wie bei Mäusen und Menschen wirkt.“ Wenn die Forschung ein Molekül finden könne, dass diesen Prozess beeinflusse, dann werde es auch Medikamente für Langlebigkeit geben.
Quelle:
http://www.welt.de/wissenschaft/article846645/Methusalem_Gen_bei_Wuermern_entdeckt.html