Freitag, 19. Oktober 2012

Zoologe löst Rätsel um das Riesenauge von Florida


Der Zoologe Dan-E. Nilsson aus Schweden ist Experte für Meerestier-Augen. Fünf Jahre lag kaum etwas anderes auf seinem Labortisch. Jetzt warf er einen Blick auf das mysteriöse Riesenauge von Florida.

Bildquelle: http://d1.stern.de/bilder/stern_5/wissen/2012/KW42/auge_florida_fitwidth_420.jpg

Die Welt: Professor Nilsson, haben Sie schon mit Ihren Kollegen über das Auge diskutiert?

Dan-E. Nilsson: Natürlich. Wir sind alle über das Internet verbunden und tauschen uns aus, auch mit Kollegen aus den USA. Als wir das Foto gesehen haben, sind wir alle zu dem gleichen Ergebnis gekommen.

Die Welt: Zu welchem?

Nilsson: Das Auge stammt definitiv von einem Schwertfisch. Und zwar aus mehreren Gründen. Das Auge eines Riesen-Kalmars, das als einziges eine ähnliche Größe hätte, wäre niemals so stabil wie das Auge auf dem Foto. Es wäre sofort kollabiert, übrig bliebe nur eine Tüte Schleim. Außerdem ist die blaue Iris sehr markant, diese finden Sie auf keinen Fall bei einem Riesen-Kalmar.

Die Welt: Sie sind sich wirklich sicher?

Nilsson: Ja, auf jeden Fall. Es gibt nur wenige Tiere, die Augen von dieser Größe besitzen – Riesen-Kalmare, Schwertfische und Wale. Riesen-Kalmar kann ich definitiv ausschließen und einen Wal auch, weil auch diese Tiere keine solch blaue Iris besitzen. Die ist wirklich sehr spezifisch für den Schwertfisch.

Die Welt: Aber das Auge soll riesig sein, größer als ein Baseball, sagte der Sprecher des US-Instituts, wo es gerade untersucht wird.

Nilsson: Schwertfisch-Augen erreichen ja auch im Durchmesser ungefähr eine Größe von neun Zentimetern, also etwa die Größe einer Orange. Dieses Exemplar muss von einem richtig ausgewachsenen Tier stammen, mehrere Meter groß. Aber mit der Identifizierung ist das eigentliche Rätsel ja noch nicht gelöst.

Die Welt: Wie bitte?

Nilsson: Die Frage ist doch: Wie kam das Auge so blutig an den Strand?

Die Welt: Und Ihre Theorie dazu?

Nilsson: Es tut mir sehr leid, aber die Erklärung klingt ganz einfach: Irgendjemand muss es aus dem Schwertfisch herausgeschnitten haben. Vielleicht ein Angler, der es behalten wollte oder so etwas in der Art. Dann ist es wohl versehentlich verloren gegangen, vielleicht weil es glitschig war. Das Auge fiel jedenfalls ins Meer und wurde angespült. Auch das spricht übrigens für die Schwertfisch-These. Die Tiere werden nämlich vor Florida gefischt, also auch vor dem Strand, an dem das Auge gefunden wurde. Wer hat also das herausgeschnittene Schwertfisch-Auge verloren?

Die Welt: Was macht das Auge eines Schwertfisches denn so besonders, dass man es behalten will?

Nilsson: Es zählt zu den größten und schärfsten im Tierreich, neben dem des Riesen-Kalmars. Die Schwertfische können je nach Sichtverhältnissen mindestens 100 Meter weit sehen, obwohl sie unheimlich schnell schwimmen, bis zu 60 Kilometer in einer Stunde. Außerdem heizen sie ihre Augen auf, um so in dem kalten Wasser auf hoher See ihre Beutefische besser ausmachen zu können.

Die Welt: Und warum ist selbst ein erfahrener Zoologe wie Sie von dem blutenden Riesenauge fasziniert?

Nilsson: Das ist schon eine sehr seltsame Geschichte. Augen fallen ja nicht einfach so aus einem Tier heraus. Und wenn es dann auch noch diese Größe hat, dann sind die Menschen schon überrascht. Das passiert nicht jeden Tag.

Quelle: http://www.welt.de/vermischtes/article109823277/Zoologe-loest-Raetsel-um-das-Riesenauge-von-Florida.html

Keine Kommentare: