Im mittelalterlichen Volksglauben und im christlichen Glauben des Mittelalters spielten Tiergestalten als Symbole für menschliche, dämonische oder himmlische Kräfte, Eigenschaften oder Gestalten eine große Rolle. Gewissen Tieren wurde aufgrund der ihnen zugeschriebenen Eigenschaften Rollen in Heiligenlegenden (s. Hubertus) zugewiesen oder sie wurden zu Symboltieren von Aposteln (Adler, Löwe, Stier) oder von Adelsdynastien (z.B. Bär, Eber, Wolf; s. Wappenzeichen); andere treten als Träger charakteristischer Rollen in der Tierdichtung auf, wieder andere geben Personennamen eine positive Wertung (z.B. Bernhard oder Wolfgang).
Einige Beispiele:
Adler (Symbol geistiger Höhe und Majestät; der Auferstehung; Kaisersymbol; Emblem des Evangelisten Johannes; Symbol der Kraft der Heiligen Schrift (Adlerpult); Attribut der Heiligen Adalbert, Cuthbert, Medardus u.a.; der Adler soll von Karl d. Gr. bei seiner Krönung [800] nach röm. Vorbild zum Reichssymbol erwählt worden sein; 1345 wurde der Doppeladler in das dt. Kaiserwappen übernommen);
Affe (Symboltier des bösen, arglistigen, lasterhaften Menschen, auch der Wollust, der Torheit, des Neides oder der Eitelkeit);
Bär (In der Bibel mehrfach erwähnt als gefährliches Tier, steht auch für Kraft und Mut, wird im christl. Urteil später zum Symbol des Unheimlichen, Bösen. Symboltier u.a. der Heiligen Gallus, Kolumba, Kolumban, Korbinian); erscheint in dem Personennamen Bernhard (ahd. bero = Bär, hart = mutig, stark).
Basilisk (Fabeltier, Zwitter aus Hahn und Schlange, äußerst giftig, gilt als Sinnbild des Todes und des Teufels. Kann von den Symboltieren Christi - Greif und Wiesel - besiegt werden;
Biene (Fleiß, Jungfräulichkeit. Symboltier der Heiligen Ambrosius von Mailand und Bernhard von Clairvaux. Als Attribut wurde diesen statt einer Biene ein Bienenkorb beigegeben, wegen ihrer "honigfließender" [gemeint ist "wohlklingender", "überzeugender"] Rede. Weil man - antiken Autoren folgend - annahm, dass Bienen ihren Nachwuchs nicht zeugten sondern von den Blüten sammelten, galten die Bienen als Symboltier der Jungfräulichkeit);
Drache (gemäß germ. Mythologie Beschützer vor bösen Mächten; aus christlicher Sicht Symbol des Teufels. Wird von der heiligen Maria, dem Idealbild des Reinen, Erlösten, zertreten und von St. Georg, dem ritterlichen Idealbild, im Kampf besiegt. Symboltier u.a. der Heiligen Georg, Leo d. Großen, Magnus, Servatius und Silvester);
Einhorn (Fabeltier, das nur von einer reinen Jungfrau gezähmt werden kann. Symboltier Mariens);
Esel (verkörpert zum einen Geduld und Demut, zum anderen Faulheit, Dummheit und Geschlechtslust. Spielt zusammen mit dem Ochsen seine Rolle im Stall zu Bethlehem und als Reittier Jesu beim Einzug in Jerusalem ["Palmesel"]);
Eule (nach Konrad von Megenberg Zeichen [significatio] lichtscheuen Gesindels);
Falke (Symbol des minniglichen Liebsten);
Fisch (die Anfangsbuchstaben der grch. Benennung Christi "Iesous Christos Theou Yios Soter" [Jesus Christus, Gottes Sohn, Heiland] ergaben das grch. Wort "Ichthys" [Fisch], woraus sich das frühchristliche wörtliche und bildliche Bekenntniszeichen "Fisch" für Christus herleitete. Zudem waren die ersten Jünger Christi Fischer und galten als "Menschenfischer", als Fänger der Gläubigen [pisciculi Christi]. Der Amtsring des Papstes heißt Fischerring. Als Attribut beigegeben u.a. dem Apostel Petrus, den Heiligen Blasius und Antonius von Padua);
Frosch (eine der Plagen, die Gott über Ägypten hereinbrechen ließ [Ex 7,29 ff]; oft mit der Kröte gleichgesetzt; verkörpert Häresie, eitles Geschwätz, Wollust; Attribut des hleiligen Pirmin, der die Ungläubigen - versinnbildlicht durch Frösche - aus seinem Missionsgebiet verjagte);
Fuchs (bösartige Schlauheit, Hinterlist; steht häufig für den Teufel und für falsche Propheten)
Hahn (ales diei nuntius = der Hahn kündigt den Tag an; als Licht- und Wächtersymbol wird seine Figur auf Kirchtürmen angebracht);
Hase (Personifikation der Feigheit);
Hund (Treue, aber auch Zorn, Neid; wegwn ihrer Treue und Wachsamkeit in Glaubensfragen wurden die Dominikaner als "domini canes" ["Hunde des Herrn"] bezeichnet);
Kreuzschnabel und Gimpel ziehen Krankheiten an sich.
Kröte (dämonisches Tier mit Zauberkraft, wurde mit Hexen und dem Teufel in Verbindung gebracht);
Lamm (Symbol Christi als des Opferlamms);
Löwe (Sinnbild für Stärke und Tapferkeit, für königl. Gewalt; Christus-Symbol; als Geflügelter Symbol des Evangelisten Markus. Aber auch Verkörperung des Teufels: „ ... geht umher wie ein brüllender Löwe und suchet, welchen er verschlinge“); im altdeutschen "Physiologus" heißt es :
"So der Lewe slaeffet, siniu ougen er haltit offen.
daz sculen wir suochen gescriben an den buochen:
"ich slief genote, min herze wachote."
Dieses Bild bezieht sich auf Christus, der im Tode entschlief doch auf den Ruf seines Vaters zur Ewigkeit wiedererwachte.
Pelikan (Symbol der Caritas);
Pferd (Symbol des Stolzes [der Teufel kann mit einem Pferdefuß erscheinen] und der ritterlichen Würde und Tugenden; s. Pferde)
Phoenix (Vogel aus der orientalischen Sagenwelt; von außerordentlicher Lebensdauer, an deren Ende er sich zu Asche verbrennen lässt, um verjüngt wieder aufzuerstehen; Symbol der Hoffnung);
Schlange (Trägerin unheimlicher, dämonischer Kräfte, Verkörperung des Bösen, wird unter dem Fuß des Jungfrau zertreten; aber auch Seelentier oder Schutzgeist; als Symbol der Weisheit dem Heiler Asklepios zugesellt);
Schwan (wegen des überaus hoch auf dem langen Hals getragenen Kopfes Sinnbild des Hochmuts);
Weinbergschnecke (personifizierte im 13. Jh. Trägheit, Feigheit; im 15. Jh. Bedeutungswandel zum Positiven: Symboltier der Zufriedenheit, der Besinnung, Selbsterkenntnis, Klugheit. Wegen ihrer Eigenart, nach dem Winterschlaf in ihrem verdeckelten Gehäuse wieder zum Leben zu erwachen, Symbol der Auferstehung Christi und der Hoffnung auf die eigene Wiedererweckung. Von daher Ostersymbol der Christen. Bemerkenswert die 12 Weinbergschnecken als Trägerfiguren des Bronzebaldachins am Sebaldusgrab in Nürnberg);
Schwein (Unkeuschheit, Unmäßigkeit);
Skorpion (Symbol des Dämonischen, Unheimlichen, Bösen);
Stier (Symbol der Standhaftigkeit und Geduld; Zeichen des Evangelisten Lukas, Attribut u.a. der Heiligen Wendelin und Leonhard);
Strauß (konnte alles verdauen, selbst Eisen; von da her Wappentier der Eisenhandelsstadt Leoben; brütet seine Eier durch bloßes Hinschauen aus, von daher Symbol für die jungfräuliche Geburt Jesu);
Taube (Symbol der Liebe, Arglosigkeit, Demut, Eintracht, Hoffnung; Attribut vieler Heiligen, so u.a. von Scholastika, Dominikus, Gregor d. Gr., Gregor von Nazianz, Johannes Chrysostomus, Mechthild von Hackeborn, Thomas von Aquin; Tauben);
Wolf (Sinnbild des Bösen, von Raubsucht, Geiz, Unmäßigkeit; als "Wölfe im Schafspelz" werden falsche Propheten bezeichnet; als Zeichen den Heiligen Wolfgang und Blasius beigegeben); der Personenname Wolfgang kennzeichnet einen gleich einem Wolf starken und angriffslustigen Mann.
Als Teufels- und Dämonensymbole galten u.a. Affe, Basilisk, Ziegenbock, Drache, Eber, Greif, Katze, Kentaur, Krokodil, Kröte, Schlange, Skorpion, Spinne, Wolf und verschiedene Ungeheuer.
Quelle: http://u0028844496.user.hosting-agency.de/malexwiki/index.php/Tiersymbolik
Hierzu bleibt noch anzumerken, daß hier vornehmlich christlich gedeutet wird. Heidnische Deutungen von Tiersymbolen können sich deutlich unterscheiden. Als Beispiel mag hier die Eule als "lichtscheues Gesindel" dienen. Ein deutlicher Gegensatz zur Eule als Symbol für Weisheit und Schutztier der Athene. Siehe auch: http://de.wikipedia.org/wiki/Eulen_nach_Athen_tragen
Freitag, 26. März 2010
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