Donnerstag, 16. Februar 2012

Kleinstes Chamäleon der Welt entdeckt

Auf Madagaskar haben Wissenschaftler das kleinste Chamäleon der Welt aufgespürt: Der Winzling ist nicht einmal drei Zentimeter lang – gerade einmal groß genug, um auf einem Streichholzkopf zu balancieren. Forscher fürchten jedoch um seine Zukunft.



Gut versteckt hat es sich, das kleinste Chamäleon der Welt. Fast ein Wunder, dass es überhaupt entdeckt wurde: Der Köper dieser Tiere ist nur bis zu 16 Millimeter lang, rechnet man den Schwanz dazu, sind es bis zu 29. Die Winzlinge leben auf Mauritius, in der trockenen Laubstreu der Wälder und ernähren sich von noch kleineren Insekten oder Milben, berichtet Miguel Vences vom Zoologischen Institut der Technischen Universität Braunschweig. Sie sind braun gefärbt - "eine reine Tarnfarbe", erklärt Jörn Köhler vom Landesmuseum Darmstadt. Die von Chamäleons bekannte Fähigkeit, die Farbe zu wechseln, hätten sie nicht. Ihre Entdeckungen haben die Forscher im Fachjournal "PLoS ONE" veröffentlicht.

Vences und seine Kollegen aus München, Darmstadt und San Diego nannten den Winzling, den sie auf der afrikanischen Insel im Indischen Ozean gefunden hatten, Brookesia micra. "Brookesia ist der vorgegebene Gattungsname und micra erklärt sich bei der Größe von selbst", erläutert Frank Glaw von der Zoologischen Staatssammlung München. Das kleinste Wirbeltier der Welt ist Brookesia micra jedoch nicht: "Es gibt Fische und Frösche, die sind noch kleiner. Manche messen nur acht Millimeter", sagt Glaw.

Große Artenvielfalt auf Madagaskar

Insgesamt spürten die Wissenschaftler bei ihrer Expedition vier neue Zwergchamäleon-Arten auf. Es ist nicht die erste Entdeckung der beiden Forscher: Glaw und Vences haben seit ihrer Studienzeit gemeinsam rund 140 Arten auf Madagaskar entdeckt und wissenschaftlich benannt. Madagaskar ist ein dankbarer Ort dafür, da es für seine artenreiche und einzigartige Tierwelt bekannt ist. "Fast 300 Froscharten und knapp 400 Reptilienarten tummeln sich in den Regenwäldern, Bergen und Trockengebieten", erklärt Glaw. Mehr als 40 Prozent, also knapp 80 der 193 bekannten Chamäleonarten lebten ausschließlich auf der Insel vor der ostafrikanischen Küste. Auch das größte bekannte Chamäleon, das knapp 70 Zentimeter lang wird, sei dort zu Hause.

Warum Brookesia micra so extrem klein ist, wissen die Forscher noch nicht genau. Das Mini-Chamäleon kommt aber offenbar nur auf einer sehr kleinen Insel - Nosy Hara vor der Nordwestküste Madagaskars - vor. Der Körper muss aufgrund seiner geringen Größe sehr speziell aufgebaut sein - das sei für die Forschung höchst interessant, erläutert Glaw in einer Mitteilung zur Studie.

Unsichere Zukunft

Doch die Zeit ist knapp. "Die winzigen Reptilien sind vom Aussterben bedroht", befürchtet Vences. Alle neu entdeckten Zwergchamäleons besiedeln anscheinend nur sehr kleine Gebiete, die zum Teil nur wenige Quadratkilometer groß sind. "Eine der neuen Arten, Brookesia desperata, ist nur aus einem kleinen Regenwald bekannt. Und obwohl dieses Gebiet offiziell unter Schutz steht, wird hinter den Kulissen im Inneren des Reservats fleißig Raubbau betrieben", sagt der Darmstädter Forscher Köhler. Die Zukunft der winzigen Reptilien sei damit sehr unsicher.

Quelle: http://www.stern.de/wissen/natur/madagaskar-kleinstes-chamaeleon-der-welt-entdeckt-1787227.html


Brookesia micra

Brookesia micra ist eine Art der Stummelschwanzchamäleons (Brookesiinae). Der 23–29 mm lange Vertreter der Gattung Brookesia ist das kleinste bekannte Reptil der Welt. Brookesia micra kommt ausschließlich auf der Insel Nosy Hara im Norden von Madagaskar vor. Dort bewohnt die Art den Bodenbereich von Trockenwäldern.



Brookesia micra wurde 2007 bei einer Expedition auf Nosy Hara entdeckt und 2012 von einer Forschergruppe unter Leitung des Zoologen Frank Glaw beschrieben. Es gehört zu einer Gruppe von sehr kleinen Brookesia-Arten aus dem äußersten Norden Madagaskars.

Merkmale

Brookesia micra ist ein äußerst kleines und zierliches Chamäleon. Die Weibchen der Art haben eine Kopf-Rumpf-Länge von 18,7–19,9 mm, insgesamt werden sie 26,9–28,8 mm lang. Die kleineren Männchen werden von Kopf bis Rumpf 15,3–15,9 mm lang und haben eine Gesamtlänge von 22,5–23,6 mm. Der Schwanz ist mit 7,2–8,9 (Weibchen) beziehungsweise 7,2–7,8 mm (Männchen) selbst für eine Brookesia-Art proportional sehr kurz. Der Kopf ist länger als breit. B. micra hat ausgeprägte Augenwülste, die Augen messen im horizontalen Durchmesser bei Weibchen 2,0–2,2 mm und 1,7–2,2 mm beim Männchen. Der Rückenkamm setzt auf Höhe der hinteren Augenränder an und endet an der Schwanzbasis. B. micra besitzt elf, seltener zwölf kleine Dorne an jeder Seite des Rückens. Im Nacken ist ein Helm nur durch einen kleinen Kamm angedeutet. Die Schwanzwurzel ist bei Männchen geringfügig dicker als bei Weibchen.



Der Körper von B. micra ist im Ruhezustand dunkelbraun, nur am vor den Augen gelegenen Teil der Schnauze befindet sich ein beiger Fleck. Die Stressfärbung weicht davon deutlich ab: Die braune Körperoberseite ist mit dunklen, graubraunen Punkten durchsetzt. Kopfoberseite, Rückenkamm und Schwanzwurzel färben sich unter Stress hell graubraun und heben sich damit vom Rest des Rückens ab. Der Schwanz wird zum Ende hin immer gelber und nimmt an der Spitze eine orange Färbung an.

Der Hemipenis des Männchens ist länglich (2,4 mm), relativ breit (maximale Breite 0,9 mm) und transparent. Er weist keine Ornamente auf. Die Spitze besteht aus einer kammähnlichen Struktur mit sechs Papillen, die in der Mitte am größten und am Rand am kleinsten sind. Nur je ein Hemipenis ist ausgestülpt, der zweite Hemipenis ist nur teilweise ausgestülpt. Bei nicht völlig ausgestülpten Hemipenissen ist der Kamm an der Spitze nicht sichtbar.



Verbreitung und Lebensraum

Brookesia micra ist nur von zwei Stellen auf der nordmadegassischen Insel Nosy Hara bekannt. Dort wurden entlang eines kleinen Bachlaufs zwei Vorkommen entdeckt. Ob B. micra darüber hinaus auch noch an anderen Orten der Insel vorkommt, ist unklar. Die Art wurde auch von umfangreichen herpetologischer Expeditionen in der Vergangenheit übersehen, was darauf hindeutet, dass sie nur schwer zu entdecken ist. Der Lebensraum der Tiere besteht aus dem Waldboden eines Trockenwaldes, der auf erodierten Kalkstein-Brocken wächst.

Lebensweise

Über die Lebensweise der Art ist kaum etwas bekannt. Tagsüber bewegen sie sich auf den Kalksteinblöcken und zwischen herabgefallenem Laub in ihrem Lebensraum. In der Nacht ziehen sich die Tiere auf Zweige in niedriger Höhe (5–10 cm über dem Boden) zurück.

Systematik

Die ersten Individuen von Brookesia micra wurden im März 2007 während einer zoologischen Expedition im Norden Madagaskars entdeckt. Ein Männchen wurde zu Forschungszwecken getötet und als Holotyp für eine spätere Artbeschreibung konserviert. 2008 wurden während einer zweiten Expedition im Februar weitere Tiere vermessen und fotografiert. Im Februar 2012 wurde schließlich die Erstbeschreibung im Fachjournal PLoS One publiziert, zusammen mit der der verwandten Arten B. tristis, B. confidens und B. desperata. Die Autoren der Erstbeschreibung sind die deutschen Zoologen Frank Glaw und Jörn Köhler sowie ihre US-amerikanischen Kollegen Ted M. Townsend und Miguel Vences. Zur Zeit seiner Entdeckung war Brookesia micra das kleinste bekannte Reptil der Welt, worauf sich das Artepitheton micra (vom altgriechischen μικρός/mikros für winzig, klein) bezieht.

Innerhalb der Gattung Brookesia gehört B. micra zur B.-minima-Gruppe, die eine Reihe sehr kleiner Arten aus dem Norden Madagaskars versammelt. Die Art ist das Schwestertaxon einer aus B. desperata und B. tristis gebildeten Klade; beide Arten sind an der Nordspitze Madagaskars beheimatet. Das ND2-Gen der beiden Kladen unterscheidet sich um 23–26 %. Wahrscheinlich wurden die Vorläufer der beiden Kladen durch einen Anstieg des Meeresspiegels voneinander getrennt, der Nosy Hara zur Insel machte.

Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Brookesia_micra

2 Kommentare:

  1. *kicher*-->Stummelschwanzchamäleon

    Davon gibts in meinem Lebensraum so einige!

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  2. Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.

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