Bei folgendem Artikel kommt mir auch das ständige Geplapper von sozialisierten Menschen in den Sinn. Ruhige Menschen haben selten einen großen Freundeskreis.
Mehr als nur wau, wau
28.02.2000 von Burkhardt Röper
Forscher enträtseln die Sprache der beliebten Vierbeiner. Erst die Züchtung brachte die Hunde zum Bellen
Rotkäppchen hätte besser auf die Mimik des bösen Wolfs achten sollen. Stattdessen fragte sie nach der Größe von Mund und Augen ihrer vermeintlichen Großmutter. Sicherlich hätte die Kleine dann die Absichten der hungrigen Bestie rechtzeitig erkannt. Denn Wölfe verständigen sich auf feinste Art. Schon ein leichtes Runzeln der Stirn oder Kräuseln der Nase kann viel sagend sein. Sie bellen nur, um einen Feind zu warnen.
Ganz anders verhalten sich ihre domestizierten Abkömmlinge – die Hunde. Die Evolution des Raubtiers Wolf zum Canis lupus forma familiaris, dem Haushund, führte nicht nur zu einer beträchtlichen Imageverbesserung – vom gefürchteten Monster und Kleinmädchenschreck zum besten Freund des Menschen. Im Gegensatz zu Wölfen geben Dackel und Schäferhund ihre Stimmung überwiegend bellend kund.
Bildquelle: http://4.bp.blogspot.com/_guRsf-NQCQs/S7NSgnMIhmI/AAAAAAAACtE/-w1dcfOqCwk/s1600/Snoopy-at-desk-peanuts-3089123-1024-768.jpg
Einen entscheidenden Anteil an dieser Entwicklung hat vermutlich der Mensch. „Offensichtlich starteten unsere Vorfahren vor Urzeiten eine Zucht, um möglichst laute und häufig bellende Hunde zu bekommen“, meint der amerikanische Psychologe und Hundeexperte Stanley Coren in seinem neuen Buch „How To Speak Dog“ (frei übersetzt: Wie spreche ich Hundesprache?).
Vorteilhafte Gene. Behilflich waren dabei die Erbinformationen der Vierbeiner. In langjährigen Studien fanden die amerikanischen Psychologen John Scott und John Fuller heraus, dass der Drang zum Bellen offensichtlich in einem oder mehreren dominanten Genen verankert ist. Alle Hunde, die diese Erbanlage in sich tragen, bellen häufig und gern. Die Eigenschaften übertragen sie auch auf alle Nachkommen, was eine gezielte Zucht von Kläffern vereinfacht.
„Unsere Studien deuten darauf hin, dass auch die Domestikation eine entscheidende Rolle gespielt hat“, ergänzt Dorit Feddersen-Petersen von der Universität Kiel. Seit vielen Jahren untersucht die Tiermedizinerin das Bellverhalten von Caniden. Ihre Ergebnisse bestätigen die bereits 1971 vom bayerischen Canidenforscher Erik Zimen entwickelte These: Bellende Hunde sind das Resultat der Domestikation von Wölfen vor vielen Tausend Jahren.
Dennoch ist Zimens These noch immer umstritten. Zahlreiche Haustierforscher sehen im Bellen keinerlei kommunikative Funktion. Die Hundelaute sollen lediglich den Erregungszustand der Tiere widerspiegeln. Häufiges Bellen wäre demnach vor allem ein Zeichen von Stress. Eine alternative Erklärung, wie denn nun die Vierbeiner miteinander kommunizieren, haben die Kritiker allerdings nicht.
Zu einer auf äußerlichen Signalen basierenden Verständigung, wie die Wölfe sie praktizieren, sind moderne Hunderassen heute nicht mehr in der Lage. Eine zusammengedrückte Schnauze, Hängeohren oder eine stets in kummervolle Falten gelegte Stirn machen eine auf Mimik basierende Kommunikation nahezu unmöglich.
Bleibt nur das Bellen: Viele Hundebesitzer würden gern die Laute ihrer Tiere verstehen können. „Das menschliche Ohr ist für Hundestimmen aber so unempfänglich, dass nicht einmal Einigkeit über die Grundlaute von Hunden besteht“, dämpft Stanley Coren die Hoffnung. Engländer oder Amerikaner hören aus den Äußerungen der Vierbeiner „bow, bow“, „woof, woof“ oder „arf, arf“. Für den Holländer klingt Hundebellen nach „waf, waf“, für den Franzosen nach „woa, woa“ und für den Deutschen nach „wau, wau“.
Mit einem trainierten Ohr, wie es Hunde-Expertin Feddersen-Petersen besitzt, lassen sich dennoch einige Laute unterscheiden:
In den ersten ein bis zwei Wochen machen sich Welpen mit dem so genannten infantilen Bellen bemerkbar. Die jungen Hunde verwenden es vor allem, um das Muttertier zum Säugen zu bewegen. Meist verschwindet der Laut nach einem Monat.
Spielbellen klingt sehr melodisch und klanghaft. Die Laute sind variabel und verschieden ausgeprägt, begleitet von lustvollem Hopsen, Hinwerfen und Wälzen.
Spielaufforderungsbellen ähnelt dem Spielbellen. Es ist etwas lauter und an der Haltung gut zu erkennen: Der Vorderkörper liegt tief auf dem Boden.
Bei raueren Kampfspielen ist das Bellen nicht mehr melodisch, sondern sehr geräuschvoll. Die Tiere sind stark erregt. Häufig folgt ein warnendes Knurrfauchen.
Droh- und Warnbellen sind noch tiefer als die Laute im Kampfspiel. Damit wollen die Hunde ihre Rangordnung oder ihr Territorium verteidigen. Auffallend ist die steife Körperhaltung der Vierbeiner.
Nicht alle Rassen verwenden freilich das ganze Bell-Repertoire. Sie sind offenbar nicht alle gleich begabt. So verwenden etwa American Staffordshire-Terrier einige wenige, weitgehend stereotype Laute, während der Kleine Münsterländer einen durchaus reichhaltigen Sprachschatz entwickelt hat.
Obwohl Dorit Feddersen-Petersen seit Jahrzehnten die Sprache der Hunde erforscht, beherrscht auch sie die Vokabeln noch nicht ganz. Zwar verstehen sich die Caniden im Allgemeinen recht gut mit der Kieler Hunde-Expertin. Doch bei einem Vierbeiner vergriff sich Feddersen-Petersen einmal ganz gehörig im Ton. Der sichtlich erboste Hund biss zu. Es war Dackel Luca, ihr Haushund.
„Wölfe bellen nur, wenn sie Feinde warnen wollen“ DORIT FEDDERSEN-PETERSEN, UNI KIEL
DIE SPRACHE DER HUNDE
Hundeforscher Stanley Coren erklärt, was ein Hund mit seinem Bellen sagt:
Anhaltendes Gebell: „Ist da jemand? Ich brauche Gesellschaft.“
Ein- oder zweimaliges kurzes Bellen in mittlerer Tonlage: „Hallo.“ Dies ist der typische Begrüßungslaut.
Einzelnes scharfes, kurzes Bellen: „Hör auf damit.“ Hört man oft bei der Mutterhündin, die ihre Welpen tadelt
Eine Reihe kurzer Kläfflaute: „Es tut mir weh.“ Reaktion auf Furcht und Schmerz
Quelle: http://www.focus.de/wissen/wissenschaft/haustiere-mehr-als-nur-wau-wau_aid_182038.html
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