Warum Kicker spucken
Von venceremos
Man kann es immer wieder auf den Fußballplätzen in allen Ländern beobachten:
Sommer wie Winter, immer wenn zwei Mannschaften den grünen Rasen betreten, um im sportlichen Wettkampf den Sieger zu ermitteln, wird gespuckt, was das Zeug hält.
„Warum das eigentlich so ist und es dabei tatsächlich keinen Unterschied zwischen Jugendturnieren der C-Liga oder einer WM-Schlussrunde gibt“, wollen angehende Verhaltensforscher der Universität Gijon (Mexiko) nun nach einer Langzeitbeobachtung in mehr als 45 Stadien herausgefunden haben …
„Egal um welchen Pokal oder um welche Liga es sich handelte, kaum dass ein Spiel angepfiffen wird und die ersten Duelle im Kampf Mann gegen Mann beginnen, wird wie wild um sich gespuckt“, so Miguel Delflores, Leiter der studentischen Forschergruppe. Dabei spiele es auch keine Rolle, ob die eigene Mannschaft einen Treffer einstecken müsse oder ein Spieler gerade einen Zweikampf verloren hat. Der Speichel fliegt demnach nicht nur „im Frustverhalten“, sondern auch im Erfolgsfall z. B. nach einem verwandelten Elfmeter durch den Schützen oder der Rettungstat „auf der Linie“
Die Langzeitbeobachtung habe hervorgebracht, dass dieses „Spuck-Phänomen“ unabhängig von der Beschaffenheit des Spielfeldes (Rasenplatz, Aschenplatz) und losgelöst von den Witterungsbedingungen (Hitze oder Kälte) einsetzt.
„Das eigentlich Erstaunliche ist jedoch, dass selbst bei vergleichbaren Mannschafts-Wettkämpfen, wie etwa Handball, Basketball oder Hockey das Spuck-Syndrom aussetzt“, so Delflores weiter. Und dahinter vermuten die Psychologiestudenten die Ursache für das unschöne Verhalten, “das Menschen in der freien Wildbahn sich wie Hunde beim Freilaufen zu eigen” machten. Mit dem Speichel werde “unbewusst und reflektorisch” dem Gegner signalisiert, wo die Grenzen der jeweils beanspruchten Reviere liegen, die der Platz-Konkurrent zu beachten habe; es würden so “Räume eng gemacht und die Bewegungsfreiheit der Mitstreiter vermeintlich begrenzt”.
Delflores: „Man kann aus den Beobachtungen ableiten, dass es sich um sog. „Okkupationsspucken“ handelt und dabei jede Mannschaft unterbewusst glaubt, wer am meisten „eingespeichelt“ habe, gehe auch als Sieger vom Platz“.
Warum Fußballer immer spucken
Von Stefan Lüdeke
Mit ein wenig Übung kann man sogar die Nationalität eines Spielers erkennen - Eine wissenschaftliche Untersuchung offenbart Verblüffendes.
Berlin - Noch heute gerät Dr. Heinz-Georg Rupp ins Schwärmen, wenn er an Lothar Matthäus denkt. Das Spiel hat er vergessen, auch das Datum. Er weiß nicht mal, in welchem Jahr es stattgefunden hat. Anfang der 90er muss es gewesen sein, sagt Rupp, genauer kann er sich nicht festlegen. Aber an diese eine Aktion kann sich der Psychotherapeut noch ganz genau erinnern. Wunderschön sei die Szene gewesen. Die ballistische Flugkurve, die Masse und Konsistenz des Spielgeräts, alles habe ein harmonisches Ganzes abgegeben. Wie in Zeitlupe ist es ihm noch heute vor Augen, wie Matthäus aus der Tiefe des Rachens seine Munition rekrutiert, wie sich dessen Lippen spitzen und aus seinem Mund ein schleimiger Ball aus dem Sekret der Speicheldrüsen in hohem Bogen gen Himmel schießt.
"Das war eine Bogenlampe allererster Güte", erinnert sich Rupp. "Es war kein Sprühregen, kein langer Faden, es war einfach ein in sich schön geformtes Stück." Er hat sich seither mit jener Frage befasst: Wann und warum müssen Fußballer nur immerzu spucken?
Sie tun das, immer und überall. Sobald ein Fußball spielendes Wesen den Rasen erblickt, dauert es nicht lange, bis es der Öffentlichkeit die Funktionstauglichkeit seiner Speicheldrüsen demonstriert. Beim Betreten des Feldes wird das Revier markiert, beim Verlassen erfolgt eine letzte Hinterlassenschaft und dazwischen wird jede Gelegenheit genutzt, den Rasen zu wässern. Was dem Pawlow'schen Hund die Glocke, ist dem Fußballer ein grünes Viereck.
Die Antwort auf die Frage nach dem Warum ist für Rupp vielschichtig. Er hat beobachtet, dass dem Auswurf häufig, aber nicht ausnahmslos, negative Erlebnisse vorausgehen. Eine ausgelassene Torchance, eine Auswechslung, eine ungünstige Schiedsrichterentscheidung hat fast immer ein Spucken zur Folge.
"Vielfach ist das einfach eine zwar orale aber nonverbale Meinungsäußerung", sagt Rupp. Mit der Befeuchtung des Platzes demonstriert der Spieler, was er von der Entscheidung des Trainers bzw. Schiedsrichters hält, er spuckt ihm gewissermaßen vor die Füße.
Anders liegt der Fall bei eigenen Fehlleistungen. Mit großer Gewissheit folgt auf eine ausgelassene Torchance ausfließende Spucke. Ob Cristiano Ronaldo oder Christian Wörns, in diesem Punkt sind alle Fußballer gleich. "Die Blockade muss gelöst werden", will der Spieler nach Dr. Rupp damit demonstrieren und für die Fans ein Zeichen setzen. Nach dem Motto: "Das Rohr ist frei, jetzt läuft es wie geschmiert."
Dieses Phänomen ist nicht deutsch, nicht europäisch, es ist weltumfassend. In Afrika wird genau so gerotzt wie in Asien, Australien, Süd-, Mittel- und Nordamerika. In Mexiko hat sich sogar eine wissenschaftliche Studie mit dem Thema befasst. Verhaltensforscher der Universität Gijon haben in einer Langzeitbeobachtung festgestellt, dass die Gattung Fußballer altersunabhängig und auch unabhängig vom sozialen Hintergrund spuckt, was die Mundhöhle hergibt.
Alle Fußballer neigen zur feuchten Aussprache, allerdings tun sie dies nicht gleich häufig und nicht auf die gleiche Art und Weise. So kommt die Studie zu dem Ergebnis, dass "ein Nord-Süd-Gefälle" besteht, je südlicher der Geburtsort des Spielers, desto größer die Neigung, seinen Speichel auf dem Rasen zu hinterlassen.
Bei genauer Beobachtung unterscheide sich auch die Ausführung der Speichelabsonderung. Mit ein wenig Übung lasse sich anhand des Spuckens auf die Nationalität eines Spielers schließen.
Die "typischen Eigenschaften einer Nation" würden sich eins zu eins im künstlerischen Ausdruck des Spuckens wieder finden. Auf Europa übertragen hieße dies, dass der Deutsche geradeaus und direkt spuckt, der Österreicher mit erhobenem Haupt und in hohem Bogen und der Italiener auch beim Spucken um eine gute Figur bemüht ist.
Auf Wunsch der WELT hat Dr. Rupp die Spiele der Europameisterschaft unter diesem Gesichtspunkt beobachtet. "Es kann gut sein, dass sich die Persönlichkeitsstruktur einer Nation auch im Spuckverhalten niederschlägt", hatte der frühere Mentaltrainer von Bayer Uerdingen vor Beginn der Titelkämpfe gemutmaßt und Unterschiede etwa aufgrund der unterschiedlichen Körperhaltung vermutet. Die Studie der EM-Spiele hat dies allerdings nur in Ansätzen bestätigt. Relativ selten hätten Österreicher und Schweizer gespuckt, gibt Dr. Rupp an. Er glaubt allerdings nicht, dass dies ein Ausdruck landestypischer Manieren ist, sondern vermutet, dass die Spieler in ihrer Nebenrolle als Gastgeber unterbewusst bemüht waren, ihren Gästen den unappetitlichen Anblick zu ersparen.
Insgesamt hat er eine erschreckende Tendenz ausgemacht: "Die Neigung zum Spucken hat eher zu- als abgenommen." Und Dr. Rupp befürchtet deswegen, dass sich dieser Trend in den nächsten Jahren noch verstärken wird. Er glaubt, dass Fußballer von Kindesbeinen an aufs Spucken konditioniert werden, denn: "Die Kinder ahmen das Verhalten ihren Idole nach", sagt er. Wenn Ballack spuckt, will der kleine Mark das auch. Einen Ausweg aus diesem feuchten Teufelskreis sieht der 60-Jährige nicht. Es sei denn, die Fifa würde ihrer Verantwortung gerecht und spuckende Fußballer sanktionieren.
"Das Entblößen des Oberkörpers wird bestraft, obwohl der Anblick nur selten eklig ist. Warum kann man dann nicht auch das Spucken untersagen?", fordert Dr. Rupp. Es wären nicht nur die Eltern, die sich weltweit über eine Neuerung dieser Art freuen würden, auch vielen Zuschauern missfällt das ewige Spucken auf dem Platz längst.
Bildquelle: http://www.welt.de/multimedia/archive/1194040144000/00425/Neuer_spuckt_DW_Spo_425170g.jpg
"Das war eine Bogenlampe allererster Güte"
AntwortenLöschenhahahaha
Lieber Onkel Urian, du erfreust diverse Kosmetikkonzerne, denn die verkaufen jetzt an mich Anti-Lachfalten-Cremes!!!!
Ich wähle „Okkupationsspucken“ zum Wort des Monats!!!
Fantastisches Posting!