Freitag, 23. April 2010

Epoche der Bestien von Lanz Martell

Als im Jahre 2007 der Unitall Verlag mit der Science Fiction Serie "Stahlfront" an den Markt ging,  war klar, daß die Tage der politisch korrekten Zukunftsphantastik endgültig vorbei waren. Nun hat der Verlag ein schmales Bändchen (auf 600 Exemplare limitiert) veröffentlicht, daß die Tradition des Verlages würdig fortführt. "Die Epoche der Bestien" hat es geschlagen, doch diese sind es nicht die am Ende des Büchleins Schaum vor dem Mund haben werden. Man kann nicht behaupten, daß dieses Büchlein eine durchgehende Geschichte in sich trägt, vielmehr wird der Leser mit kurzen Berichten und Aufsätzen aus verschiedenen Jahren konfrontiert, die zusammengenommen die Geschichte der Zukunft erzählen. Was noch in Stahlfront als wissenschaftliche Errungenschaft der Thule-Truppen gefeiert wurde, ist in diesem Werk als Ausdruck der höchsten menschlichen Dekadenz angesehen. Aufgrund der großen Genübereinstimmung von Mensch und Affe, wird den Affen gleiche Bürgerrechte zugesprochen. Durch Genexperimente wurde die Zeugungsschranke durchbrochen und Menschen und Affen können von nun an nicht nur gemeinsame Kinder bekommen, sie sollen es sogar. Die neuen Hybridwesen werden als Krone der Schöpfung gepriesen und obwohl meist nur ein IQ von 70 erreicht wird, werden diese Wesen als Maßstab angesehen an dem sich die Restmenschheit auszurichten hat. Nur wenige Menschengruppen wollen dieser Situation ein Ende bereiten und so ergibt es sich, daß bisherige Blutfeinde gemeinsam an einem Strang ziehen.

Diese Rahmenhandlung ist eigentlich nur das grobe Grundgerüst dieses Romanes, die eigentliche Stärke liegt in der Überspitzung gegenwärtiger Verhältnisse. Ob mit den "Bestien" des Titels die Hybridwesen gemeint sind, oder eher die Menschen die ein diktatorisches Zwangssystem um die Heiligkeit jener Kreaturen aufbauen, dieses Urteil ist dem Leser überlassen. Sympathieträger ist für mich keine der Personen in dem Buch. Der im Buch erwähnte Neue Templer Orden hat mehr als nur grundlegende Differenzen zu meinem Weltbild, was aber meinen Lesespaß in keiner Weise trübte. So wahnsinnig die Geschichte des Buches einem erscheinen mag, wenn man das gegenwärtige gutmenschliches Geschwafel weiterdenkt, dann könnte einen das Gefühl beschleichen, daß nicht der Roman, aber bereits unsere Gegenwart zutiefst wahnsinnig ist. Da braucht es noch nicht einmal solche flammenden Reden für die Zoophilie wie sie im linken Internetportal Indymedia am 30.Jannuar 2010 zu lesen waren (und kurze Zeit später nur noch auf Verlangen zugänglich gemacht wurde). Solche "geistigen Hochflieger" haben meist wenig Unterstützung in der breiten Masse, aber das allgegenwärtige Gutmenschentum hat hier ein völlig anderes Machtpotential, welches fleißig genutzt wird um den Menschen ihre natürlichen Verhaltensweisen als unkorrekt madig zu machen.  Das Buch wurde abschließend noch mit einer Perle namens "Die Sandy-Mandy-Welt" gekrönt, allein dieser Aufsatz lohnt das ganze Buch. Gleich einem Scharfschützen nimmt der Autor die gegenwärtig herrschende Dekadenz aufs Korn und trifft diese mit messerscharfer Zunge. Man muß dem Autor nicht zustimmen, man muß die Aussagen des Buches noch nicht einmal mögen, aber ein Hinterfragen der gegenwärtigen Verhältnisse wird zwangsläufig aus dem lesen dieses Buches resultieren. Falls Sie dies nicht wollen, Sie wurden gewarnt!


Copyright 2010 Onkel Urian

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